Ein Paket mit Herz und ein Slogan als Leitfaden

Fucked, Kathmandu Valley, Panauti

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Über Post freuen sich die wenigsten. Meistens lästige Werbung, ungeliebte Rechnungen. Ja, Briefe schreibt keiner mehr. Eher E-Mails. Schneller SMS. Pakete bekommen wir nur, wenn wir was bestellen. Manche seltener, andere zwanghaft jeden Monat, jede Woche, einmal oder sogar öfter. In Nepal gibt es ein Postsystem eigentlich nicht. Keine Deutsche Post, kein Hermes oder wie sie auch alle heißen. Briefe werden zwar an Sammelstellen gesammelt, Verteilung ist aber Glückssache. Adressen beschränken sich auf Orte oder Regionen. Hausnummern gibt es nicht. Es erwartet niemand Post. Umso schöner ist es, wenn doch welche kommt. Nicht nur für einen, sondern ganz Roshi konnte sich freuen über die vielen Pakete mit einem rosa Herzaufkleber.

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Hoffnungserfüllte Augen nahmen die aus Bochum gesandten Päckchen entgegen, die die Firma Jan Kath schickte und über Suman direkt in die Hände geben lassen hat, die es besonders brauchen.
Beim Öffnen freuten sich Erwachsene wie Kinder, Kinder fühlten sich wie erwachsen als sie die Schokolade entdeckten. Alle freuten sich mit den Schlafsäcken endlich wieder eine warme Nacht verbringen zu können, alle waren optimistisch mit den Planen dem Monsun zu trotzen und alle waren gespannt, wozu das mitgesendete Plastikrohr sein solle.
Trotz englischsprachiger Beschreibung waren Kinder in ihrem experimentellen Eifer schneller als die Erwachsenen: Ein Trinkhalm. Ein Filternder um genauer zu sein. Einer, der erlaubte jegliches Wasser einfach trinken zu können. Einer, der Bakterien und Schmutz isoliert und ausscheidet.

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Ein Paket mit vielen nützlichen Dingen, den Menschen in Nepal und in dem kleinen Dorf Roshi den Alltag in dieser schweren Zeit nach dem Erdbeben ein bisschen einfacher und angenehmer zu machen. Doch das Wichtigste für die Menschen war nicht etwas, das in dem Paket war, sondern jenes was drauf war: Ein kleiner Sticker. Kurzer Slogan, der zeigte, dass sie nicht alleine sind, dass Fremde und Freunde helfen.

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„Handle with LOVE“ und Danke!

Mit einem Mal zurück auf LOS

Kathmandu Valley

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Monopoly kennt jeder. Da hat man so viel gewürfelt, ist kurz vor der Königsallee, die noch zu kaufen ist, und man zieht bei dem Ereignisfeld: „Ziehe direkt auf Los und nimm keine 4000 Mark ein.“ Jeder ärgert sich, doch wirklich schlimm ist es nicht. Schließlich handelt es sich nur um ein Spiel.
Anders gerade in Nepal. Die Leute waren annähernd auf dem Weg, wieder ein halbwegs normales Leben zwischen den Trümmern des jetzt zwei Wochen zurückliegenden Erdbebens zu führen. Über zwanzig Wellblechhütten wurden gebaut. Trümmer wurden weggeräumt. Jeder packte mit an. Das Gefühl von Normalität wurde immer größer. Das Ende der Beben schien nah.
Doch dieser Traum geriet gestern ins Wanken und stürzte in sich zusammen wie weitere 40 Häuser in Roshi. Ein Beben der Stärke 7.3 ganz in der Nähe von Roshi. Heute morgen wieder eins. Verletzt wurde niemand. Doch die Panik war wieder da. Genauso groß wie vor zwei Wochen, wenn nicht noch größer.

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Nun geht es von vorne los, wie bei Monopoly. Auf in eine neue Runde. Entmutigen lassen sich Suman und alle anderen nicht, im Gegenteil. Die neugebauten Wellblechhütten halten Stand. Die Handgriffe sitzen mit jedem Tag und jeder neu errichteten Hütte besser. All das spendet Kraft für weitere Hilfe und Hoffnung, alles bald ausgestanden zu haben. Und das merkt man an dem unermüdlichem Lachen in den Gesichtern…

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Wenn Blech große Wellen schlägt

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Fast zwei Wochen ist es jetzt her. Das verheerende Erdbeben in Nepal. Seit gut zehn Tagen ist Suman zurück bei seiner Familie, seinen Freunden, seinem Dorf. Das Ausmaß der Zerstörung hat jetzt Zahlen: Vindal verlor 35 Häuser von 60, Roshi und Chindu etwa 200. Die ganze Dorfgemeinschaft kampiert momentan auf einem Reisfeld. Zusammen. Denn das wichtigste ist, jetzt zusammen zu halten.
Um sicher zu gehen, dass jedem geholfen wird, Geld nicht verpufft und somit die Hilfe unergiebig wird, haben Suman und ein Hilfskomitee von sieben Dörflern systematisch die Verteilung der Hilfsgüter begonnen. Es wurde aufgenommen, welche Häuser fatal betroffen sind und somit unbewohnbar geworden sind und welche restauriert werden können, welche Familien trotz der schweren Zeit noch Einkommen haben, welche Familien komplett betroffen sind, kein Geld und somit auch keine Nahrung mehr haben und in nächster Zeit bekommen werden. Danach wird verteilt. Die Grundversorgung muss für alle gesichert werden, nur so kann auch dem Dorf, der Gemeinschaft und schlussendlich jedem geholfen werden.

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Mehr als 300kg Reis sollen zunächst Kraft und Ausdauer spenden. Als erstes wurden die schwersten betroffenen Familien mit je einem 15kg Sack ausgestattet. Gespendete Schlafsäcke spenden Wärme in der Nacht, Zelte sichern Trockenheit bei dem frühzeitig angefangenen Monsun. Doch wenn es regnet, regnet es richtig. Unerbittlich rieseln Tropfen vom Himmel, wenn nicht Murmel groß, dann aber auf jeden Fall staubfein. So fein, dass es durch alles hindurchgeht. Wie lange die Zelte Trockenheit bieten, ist ungewiss.

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Um der Ungewissheit zu entkommen, entschied Suman, nicht noch weitere Zelte zu kaufen. Wellblech! Wie schnell man Bestallungen für die Tiere bauen kann, wusste man. Wiese dann nicht erstmal kleine, trockene Behausungen für alle. Erstmal provisorisch, danach dann richtig. Jede obdachlose Familie hat zunächst ein Paket Wellblech bekommen. Ein Paket meint 1m x 2m Blech, sieben Stück davon. 4600 RNs, also ca. 45€ pro Paket. 14 Quadratmeter eigenes Zuhause, die die Hoffnung in den Augen wieder aufflammen lässt, Gesichter mit einem Lächeln zeichnet. Samstag werden die nächsten Bleche gekauft, der nächste Reis verteilt. Großen Dank an alle Spendenden, die sichergehen können, dass die Hilfe nicht im Sand versickert, sonder kräftige und weite Wellen schlägt wie das Blech auf dem Dach.

Wenn nichts mehr bleibt außer Erinnerung

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Nepal. Mein Zuhause für elf Wochen im letzten Jahr. Eine Reise, die verbunden hat. Gekommen als Gast, aufgenommen wie ein Freund und gegangen wie ein eigener Sohn. Roshi, das kleine Bergdorf etwa 30 Kilometer außerhalb von Kathmandu, ist mein zweites Heim geworden. Wunderschön und nahezu idyllisch war es. Nur noch Vergangenheit.

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Freitag unserer Zeit hat sich dort alles verändert. Ein Erdbeben der Stärke 7,6 auf der Richterskala hat verheerende Schäden hinterlassen. Mehr als 70% Häuser sind zusammengefallen oder wurden stark beschädigt, die sowieso provisorischen Straßen nun unbefahrbar, die einzige Telefonleitung ins Dorf lahmgelegt. Tempelanlagen nur noch Schutt und Asche, die Schule unbegehbar und das ganze Dorf kampiert unter provisorischen Zelten auf einem Reisfeld. Die Leute, die mit mir das bisschen, was sie hatten, liebevoll und selbstlos geteilt haben, verloren alles mit dem ersten Beben.

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Natürlich geht es dem ganzen Land so, alles wurde in dieser Nacht auf den Kopf gestellt. Tausende verloren ihre Schlafplätze, ihr letztes Hab und Gut. Dem ganzen Land helfen? Klingt utopisch. Ist es wahrscheinlich auch. Aber den Leuten, die mir so viel gegeben haben, den Nachbarn und der Familie meines Freundes Suman, kann man in dieser schwierigen Zeit helfen.

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Wie viel ein Euro wert sein kann, habe ich dort gelernt. Hier denkt keiner drüber nach, aber gerade in der schwierigsten Zeit hilft er ungemein. Ein Euro, der vielleicht auch den helfenden Händen den Reis bezahlt, der die Kraft mobilisiert und die Hände antreibt, die Häuser nach und nach wieder aufzubauen.

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Mein Freund Suman ist gestern Abend zu seiner Familie zurückkehrt, um ihnen und dem ganzen Dorf zu helfen.
Deshalb versuche ich, auch zu helfen, Wenn ihr auch Lust habt, den Leuten hoch oben im Himalaya zu helfen, bitte ich euch um eine noch so kleine Spende. Ihr könnt euch auch sicher sein, dass kein Geld nicht an die Leute gehen wird, da die Spende direkt an Suman und sein Dorf gehen wird. Keinerlei Ausgaben für bürokratischen Aufwand, keine Kosten für PR, kein finanzieller Aufwand für irgendwas…

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Wenn Ihr uns finanziell unterstützen wollt, könnt Ihr Geld unter der Angabe ‚Nepal Direkt‘ auf ein von uns dafür eingerichtetes Konto überweisen. Ihr könnt auch gerne ins Café Tante Yurgan’s an der Castroper Straße Bochum kommen und Eure Ideen und Vorschläge mit uns zu teilen.

Wir können jetzt viel Gutes tun,

ich bitte um Eure Mithilfe und Mitarbeit

Kontakt:

Tante Yurgan’s Café – Jürgen Sippel – Castroper Str. 79 – 44791 Bochum

tante.yurgans(at)googlemail.com – 0234/95800095

Konto:

Jürgen Sippel – Nepal Direkt

IBAN: DE39430609674048929302

Mehr Etikette als Warnschild

Fucked, Panauti

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Es hat etwas magisches, bedeutet Macht, Einfluss und Freiheit. Geld. Die meisten wünschen sich viel davon, laufen ihm ein Leben lang hinterher. Die, die viel davon haben, wollen immer mehr. Es ist wie eine Droge. Wer es einmal hat, braucht immer mehr, um glücklich zu sein. Diejenigen, die keins haben, sehen nur das Gute. Für sie hat es nichts schlechtes an sich. Doch, dass es eines jeden Geiste verdirbt, den Blick für die wichtigen Dinge des Lebens verschleiert und im Härtefall selbst die Menschlichkeit verschluckt, ist oft nicht präsent.

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Es vergiftet unseren Geist. Macht blind und dumm. So auch wie von dem Mann, der nördlich von Roshi, für eine lächerlich kleine Summe veranlassen lies, dass Tod und Verwüstung den Weg in die zuvor dunkelgrün bewachsenen Berge um Panauti fanden. Er wolle einfach nicht mehr von der Landwirtschaft leben, obwohl es alle anderen auch taten. Nun wohnt er inmitten von Geröll und Staub und war sogar zu feige zu gestehen, dass es weniger schön ist als zuvor.

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Eine Entscheidung wie das Fallenlassen eines mit Viren gefüllten Reagenzglases. So hat der Raubbau nicht nur die Berge um Roshi, sondern wohl auch in ganz Nepal befallen wie ein Virus den Körper seines Wirtes. Abbaugebiete sprießen genauso schnell wie Tumoren streuen. Überall fahren LkWs, die sowieso unzureichenden Straßen werden zunehmend schlechter und Erdrutsche werden schlimmer und häufiger.

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Solch Warnschilder stehen zwar überall rundum des Tatortes, daran halten kann sich jedoch niemand. Schließlich müssen die Bewohner der weit oben in den Bergen liegenden Häuser den Schutt und das Geröll hochklettern, denn auf die traditionellen Wege wurde keine Rücksicht genommen, genauso wenig wie auch auf die Natur. Ganz ehrlich gesagt, sind es überhaupt keine Warnschilder, sondern eher eine Etikette für das, was sich dahinter verbirgt: Tod und Verwüstung, wie so oft der Preis für ein bisschen mehr Geld.

 

 

Gut gegen Böse und die Farbe Rot

Panauti

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Dhasain – Das wichtigste Hindu-Festival im nepalesischen Jahreskalender. Dauer: Satte 15 Tage voller Feierei im Familienverbund. Gefeiert wird der glorreiche Sieg vom Guten gegenüber dem Bösen, in einer zehntagelangen Schlacht besiegt der Gott Durga den Dämonen Mahishasura.

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Begonnen wurde der Tag mit einem kleinen Ritual oben auf dem Dachboden, etwa 60cm von meiner Schlafgegebenheit. Reissprossen wurden geerntet, nepalesische Messer in Reih und Glied angeordnet, Rupien in dargebotenen Opfergaben verteilt und Räucherstäbchen gezündet. Das älteste Familienmitglied wusste genau, was zu tun ist, welche Reihenfolge die Richtige war und wofür was stand. Die Finger waren flink. Jeder Griff schon etliche Male ausgeführt. Für mich war alles neu.

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Die vielen Segen für das kommende Jahr gab es noch vor dem Frühstück. Gewünscht wurde von Gesundheit bis Reichtum, von Familienglück bis ein längeres Leben als alle Vorfahren. Naja, wünschen kann man sich ja alles… Wie ich feststellen musste, scheint die nepalesische Haut anderer Struktur zu sein, schließlich hielt bei allen der rotgefärbte Reis auf der Stirn ohne Probleme, meiner hingegen fiel binnen von Minuten runter. Machte aber nichts, schließlich sahen alle anderen schön geschmückt und überglücklich aus.

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Familienglück und Frieden in den kleinen Häuschen bildeten einen immensen Kontrast zu dem was draußen geschah. Das einzige was blieb: die Farbe Rot. Der endgültige Sieg über den Dämonen wurde mit einer lebendigen Opfergabe symbolisiert. Ziegen und Büffel, nur männlichen Geschlechts, hatten die finale Aufgabe, der religiösen Genugtuung zu dienen.
Im ganzen Dorf war das Schauspiel zu sehen. Vor jeder Tür. In jedem Hof. entlang des Flusses Roshi Kola.

Drei Männer. Ein Khukuri. Eine Ziege.

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Alles was blieb waren Flecken im Dreck, Appetitlosigkeit und die Erkenntnis was für eine kräftige Farbe doch frisches Blut hat.  Die Flecken verblichen schnell, der Appetit kam wieder, auch wenn nicht sofort, und die Erkenntnis blieb. Ein schönes Fest!

 

 

Größer. Schneller. Weiter.

Kathmandu

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Das sind Attribute, die man aus der westlichen Welt kennt, vor allem aus der der Technik. Alles wird weiter entwickelt. Autos. Elektro-Geräte. Waffen. Die Australier haben das sogar im Sport. Australian Football. Zwei Mannschaften, ein Feld so groß wie etwa vier Fußballfelder. Spielzeit: 120 Minuten, aufgeteilt in vier Viertel. Grand Final hieß es heute, in einem Sport, von dem nicht viele gehört haben. Ich nur während meines Studiums. Gesehen habe ich es noch nie. Heute hieß es Grand Final. Ich war dabei. Musste ich, schließlich teilte ich mir mit einem Australier das Zimmer. Also ging es in einen Pub in Kathmandu. Gefühlt hat man sich wie in Sydney. Nur Aussies. Es wurde geschrien, gejubelt wurde kaum. Schließlich fertigte der Underdog den amtierenden Champion regelrecht ab. Fast doppelt so viele Punkte. Neuer Rekord. Ich war dabei. Ein ungewöhnlicher Tag in Nepal, aber eine Erfahrung wert.

Das Rad der Zeit

Bandipur

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Wenn es das wirklich gibt, dann dreht sich das Rad der Zeit nicht überall gleich schnell. Wer schon einmal in Kathmandu gewesen ist, kann bezeugen, dass es sich dort sehr schnell dreht. Die fertig gestellte Baustelle von gestern kann schon die neue von nächstem Monat sein. Es wird einfach alles verändert, immer und ständig. Ganz anders in Bandipur, einem kleinen Bergstädtchen zwischen der nepalesischen Hauptstadt und Pokhara. Hier scheint die Zeit still zu stehen. Alte Häuser wie wohl auch in Kathmandu vor vierzig Jahren. Gut restauriert und gepflegt.

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Das Resultat dieser ausgiebigen Pflege und Leidenschaft ist eine wunderschöne autofreie Idylle, die ein wenig an Südeuropa erinnert. Sauber gehaltene Pflastersteine werden von Häusern aus dem letzen Jahrtausend umringt. Kleine Cafés und Restaurants unter den niedrigen Decken. Wenn die bedruckten Schilder gegen Selbstgeschnitzte ausgetauscht würden, könnte man wirklich denken, man hätte eine Zeitreise hinter sich.

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Neben wirklich schicken historischen Hotels, die nicht in eines jeden Budget passen, gibt es kleine alte Häuser, in denen man in zu kurzen nepalesischen Betten schläft und von stolzen Hausfrauen herzlich empfangen wird. Auch Didi Amita ist wohl von Stolz und Tradition gefüllt und bringt dieses auf dem wohl ersten Porträt, zu dem ich genötigt wurde. Ein sagenhafter Ort in diesem wunderbaren Land. Nur stellt sich die Frage, wie lange es noch so friedlich und traditionell sein wird, wenn sich Bandipur von einem Geheimtipp zu einem geläufigem Touristenziel mutiert und von den Horden photogeiler und protzigen Massentouristen belagert wird und der Gestank von Geld die Luft verpestet. Da bleibt nur zu beten, dass die Menschen in Bandipur sich möglichst lange treu bleiben.

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Als wenn man eine Münze wirft…

Dumre

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Manchmal gewinnt man, manchmal auch nicht. So ist das mit allem. Ein simples Beispiel dafür ist wohl das Münzenwerfen. Es gibt zwei Möglichkeiten. Gewinnen und Verlieren. Unter demselben Stern stand auch meine abrupte Abreise. Entweder komm ich noch an oder halt nicht. Wusste keiner so genau, also versuchte ich es. Da es schon spät war, als ich los ging, machte die ganze Sache schon spannend. Dass der erste Bus dann eine halbe Stunde nicht auftauchen wollte, die Sache schon sehr unwahrscheinlich, ja nahezu schon unmöglich. Und trotzdem wurde eingestiegen.

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Geschafft habe ich es natürlich nicht. Knapp. Man könnte auch sagen: Kurz vor dem Klo und dann doch in die Hose. Nach knapp fünf Stunden Fahrt war ich in Dumre, einer Stadt die auch gut in den Wilden Westen gepasst hätte. Eine Häuserreihe links, eine rechts neben der Straße. Mehr nicht. Nicht schön. Nicht ruhig. Nichts zu sehen. Aber weiter ging es nicht. 20.24. Kein Anschlussbus mehr. Also rein in das einzige Hotel. Wer auch nur irgendwas erwartet hätte, wäre enttäuscht worden. Zumindest das war sicher. Das Bett hart wie der Fußboden. Das Fenster Richtung Straße. Aber geschlafen wurde trotzdem wie ein Stein.

Shitwans chinesische Clowns

Chitwan

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Royal Nationalpark Chitwan in Südnepal. Ein beliebtes Ziel für Touristen in Nepal. Die Touristen wiederum besonders geliebt von den Mosquitos. Unzählige. Überall und immer. Wenn sie könnten würden sie uns aussaugen wie ein Trinkpäckchen. Geht aber zum Glück nicht. Lange sechs Stunden Fahrt über die engen kurvenreichen Straßen Nepals. Über schmale Brücken und durch enge Kurven. Auf der einen Seite rasanter Gegenverkehr, der sich an keine Regeln hält. Auf der anderen steile Abhänge, die entweder in breiten Flüssen oder im Nirgendwo enden. Nicht alle kommen an, ich schon.

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Touristische Ziele sind eigentlich nicht in meinem Sinne, aber da alle die Annapurna Region belagerten, könnten im verregneten und heißen Südnepal weniger sein. Wenige aber doch viele. Schade. Safari Agenturen an jeder Ecke, alle zu teuer. Der Eintritt immens. Die notwendigen zwei Guides mir das Geld für drei Stunden nicht wert, da man doch auch alle Tiere außerhalb der Grenzen sehen kann. So lagen Krokodile am Flussufer und wärmten sich auf, Wasserbüffel und Rehe grasten die Felder leer und Schlangen verirrten sich bis in die urban angehauchten Räume Sauharas, jenem Ort am Rand des Nationalparks.

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Also wurde viel Zeit am anderen Ufer der Grenze verbracht, ob man einen Tiger oder andere seltene Tiere sieht, hatte eh mehr mit Glück zu tun als mit der Bereitschaft zum Betreten des Parks. Ein guter Ort zum Entspannen, zum Unterhalten und Abschalten.

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Ganz anders bei dem Elefantenreiten. Touristenscharen. Die Schlimmsten aus China. Bewaffnet mit den teuersten Kameras und längsten Objektiven, fotografierten sie entweder im Automatikmodus oder mit ihren Smartphones. Von ihnen sollte sich keiner wundern, wenn man kein einziges Wildtier sieht, schließlich wurde sich unterhalten als wäre man in einer Kneipe. Bizarr wurde es aber erst richtig, als einem der Chinesen die Afro-Perücke durch einen entgegenkommende Ast vom Kopf in den Matsch unter uns geschlagen wurde. Der Reiter hatte seinen Spaß, ich wunderte mich eher über die Realitätsferne. Wohl doch eher der Zirkus als ein Nationalpark. Unwirklich und schrecklich zugleich. Aber nicht nur die Touristen. Auch das Elefantenreiten an sich.

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Überall wird über das Schützen der Wildtiere und den Erhalt des Nationalparks gepredigt, aber Elefanten mit Holzstöckern zu schlagen, bis die Ohren nachhaltige Spuren zeigen. Vielleicht sollte man anfangen, die Tiere wirklich zu schützen und das Elefantenreiten abschaffen. Also ich kann zum Glück auch selbst laufen und hätte dies auch lieber tun sollen… Bye Shitwan.